12.12.2019

Heterogene Studierende als Herausforderung für die Studienverlaufsberatung – Tagung an der Hochschule Hannover

Am 28. und 29. November 2019 trafen sich rund 90 Studien(verlaufs)berater*innen aus ganz Deutschland und weitere Interessierte auf Einladung des Zentrums für Lehre und Beratung (ZLB) an der Hochschule Hannover.

Das Qualitätspakt Lehre (QPL)-Projekt MyStudy hatte im Rahmen der BMBF-Workshopreihe „Rundum gut beraten“ auf den Campus Kleefeld geladen, um das Tagungsthema „Heterogene Studierende als Herausforderung für die Studienverlaufsberatung“ zu diskutieren. Im Mittelpunkt standen Fragen wie: Welche Beratungsansätze wurden für die heterogenen Studierenden, für bestimmte Zielgruppen und Studienphasen während des QPL entwickelt und erprobt? Welche Voraussetzungen erfordert die jeweilige Studienverlaufsberatung? Werden die relevanten Zielgruppen erreicht? Welche Probleme und Stolpersteine waren und sind zu bewältigen?

Zum Einstieg beleuchtete eine von Jan-Martin Wiarda moderierte Podiumsdiskussion die Studienberatung im Wandel der Zeit. Beteiligte der Diskussionsrunde waren die Gründerin von ArbeiterKind.de, Katja Urbatsch, die Leiterin der Koordinationsstelle für Studienberatung in Niedersachsen, Elke Mittag, der Vorsitzende der Gesellschaft für Beratung, Information und Therapie, Martin Scholz und der Oldenburger Psychologe Wilfried Schumann. Neben der Rolle der Berater*innen, die diese innerhalb der Hochschule und Hochschulpolitik spielen, wurden auch die Reibepunkte und Koalitionen mit dem Qualitätspakt Lehre diskutiert sowie die Frage der Erreichbarkeit der Zielgruppen. In der Diskussion wurde die Studienfinanzierung als eine wesentliche, auch symbolisch wirksame Schwelle für den Studieneinstieg aufgegriffen. Hier wünschten sich insbesondere Katja Urbatsch und Martin Scholz eine klare Vermittlung der Finanzierungsmöglichkeiten. Scholz betonte, dass die Studienberatung vorwiegend das Problem habe, die Studieninteressierten ohne akademischen Hintergrund auch tatsächlich ins Studium zu bringen. Um diese Gruppe zu erreichen und mehr Studienanfänger*innen zu gewinnen, seien die Ziele von Hochschulleitungen im Hochschulmarketing und die studierendenorientierte Ermutigung keine Widersprüche. In der Diskussion wurde aber auch kritisch angemerkt, dass es im Interesse der Hochschulen läge, die richtigen Studierenden in die für sie richtigen Studiengänge zu vermitteln. Doch oft herrsche bei Bildungsaufsteiger*innen und ihren Familien noch die Befürchtung vor, ein als riskant wahrgenommenes Investment in Bildung lohne sich nicht. Insbesondere Wilfried Schumann betonte, wie wesentlich Vorbilder seien. Zudem sei es wichtig, das soziale Umfeld einzubeziehen. Auch die Kooperation mit Lehrenden, den Fachberatungen und anderen Beratungseinrichtungen an den Hochschulen wurde aufgegriffen. An der Diskussion beteiligten sich über einen „open seat“ auch immer wieder Praktiker*innen aus dem Qualitätspakt und weitere Gäste, wie bspw. Hochschulpräsident Joseph von Helden. Weitere Möglichkeiten zum fachlichen Austausch boten die anschließenden Workshopsessions zu unterschiedlichen Themen: Behandelt wurden u.a. innovative Formate für die Studienverlaufsberatung von heterogenen Zielgruppen; auch der Studieneingangsphase galt besondere Aufmerksamkeit. Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Ansatz der habitussensiblen Beratung als einer Möglichkeit, der Heterogenität der Studierenden gerecht zu werden. Abgerundet wurde das Programm durch eine zusätzliche Postersession, eine Diskussion an Thementischen und einen Fachvortrag von Dr. Andrea Lange-Vester und Martin Schmidt.

Die Tagung war Teil der Workshopreihe „Rundum gut beraten: Beratungsangebote von der Studienwahl bis zum Berufseinstieg“ des Bund-Länder-Programms für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre in der Region „Nordwest“. Die Tagungsmittel hatte das Ressort  ZLB – Studium und Lehre eingeworben.

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