Dr.-Ing. Anatoli Wellhöfer

Bevor sich Anatoli Wellhöfer für ein Studium an der Hochschule Hannover (HsH) entschied, absolvierte er bei der Siemens AG Hannover eine Ausbildung zum Fachinformatiker/Systemintegration. Ein Jahr nach dem erfolgreichen Abschluss war es dann soweit: Er wurde Student in dem neu eingeführten Bachelor-Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen Elektrotechnik. Gerne denkt er an seine Studienzeit zurück, in der er besondere Menschen kennenlernen und sein Wissen aus der Ausbildung erweitern konnte. Mit einigen Kommilitonen pflegt er heute noch Kontakt – zwölf Jahre nach dem Bachelor-Abschluss.

„Die gemeinsamen Zeiten in den Vorlesungen, Tutorien, beim Lernen in der Bibliothek, zu Hause oder im Park, bei Freizeitaktivitäten und auch beim Erkunden des Hannoverschen Nachtlebens haben diese Zeit meines Lebens geprägt.“

Neben dem Studium beschreibt Anatoli Wellhöfer auch Aspekte wie beispielsweise seine Tätigkeit als Mathe-Tutor als prägend. Nach dem Bachelor-Studium folgten ein Master an der TU Clausthal und später eine Promotion an der FAU Erlangen-Nürnberg. Und auch nach über zehn Jahren Praxiserfahrung ist er mit der HsH durch den regelmäßigen fachlichen Austausch und durch Workshops verbunden. „Ich kann mir durchaus gut vorstellen, irgendwann in der Zukunft wieder in den Hochschulbetrieb zurückzukehren und dort meine Erfahrungen an die Nachfolger*innen weiterzugeben.“

Im Interview erzählt Anatoli Wellhöfer uns, was ihm als Erstes einfällt, wenn er an die HsH denkt und welche Erkenntnisse ihm das Studium gebracht hat. Zudem berichtet er, was ihm an seinem heutigen Job besonders gefällt und welche Ziele er hat.

Interview

Was fällt dir als Erstes ein, wenn du an die Hochschule Hannover denkst?
Besondere Menschen, die ich an der Hochschule Hannover als Kommilitonen kennenlernen durfte und mit denen mich auch heute noch eine tiefe Freundschaft verbindet. Die gemeinsamen Zeiten in den Vorlesungen, Tutorien, beim Lernen in der Bibliothek, zu Hause oder im Park, bei Freizeitaktivitäten und auch beim Erkunden des Hannoverschen Nachtlebens haben diese Zeit meines Lebens geprägt. Darüber hinaus gab es auch mehrere Professor*innen und Mitarbeitende der Fakultät I, deren bemerkenswertes Engagement in der Lehre, der Organisation und der studentischen Betreuung mir stets eine Vorbildfunktion waren und mit denen ich die HsH immer noch gedanklich verbinde.

Welche Erkenntnisse hat dir das Studium an der HsH gebracht?
Als ausgebildeter Fachinformatiker konnte ich dem Studium elektrotechnischer Sachverhalte an der HsH viel neues und nützliches Wissen abgewinnen und habe es als eine hervorragende fachliche Grundlage wahrgenommen, von der ich auch heute noch im beruflichen Alltag bei der Simulation elektrischer Prozesse profitiere. Besondere Erfahrungen waren für mich die Exkursionen zu Unternehmen und Kraftwerken während der Projektwochen, die mir mögliche Werdegänge und Tätigkeiten in einem sehr interessanten Gebiet aufgezeigt haben. Schließlich bin ich über eine Bachelorarbeit in der Industrie, ein weiterführendes Masterstudium an einer Technischen Universität und eine Promotion in genau dem Fachgebiet gelandet, dessen Weg mir bereits damals an der Hochschule Hannover aufgezeigt und geebnet wurde.
Persönlich prägend waren für mich aber auch die nicht-fachlichen Aspekte, wie beispielsweise die Erfahrung Mathe-Tutor zu sein und Verantwortung bei der Betreuung von Erstsemester-Studierenden sowie als studentischer Vertreter im Prüfungsausschuss zu übernehmen. Die kulturell wichtigste Erfahrung war für mich jedoch die Betreuung von 2plus3-Studenten von unserer chinesischen Partnerhochschule in Hangzhou (VR China) bei der Eingewöhnung in Deutschland. Damit verbunden war auch eine Reise in einen anderen Kulturkreis, der so manche Überraschungen bot. Die SummerSchool 2007 in Hangzhou war für mich menschlich, sprachlich und kulinarisch eine große Bereicherung!

Fällt dir eine lustige Anekdote aus dem Studium ein?
Wahrscheinlich könnte ich darüber ein ganzes Buch schreiben. Da wären zum einen Erkenntnisse dabei wie, dass „Kupfer kein Halbleiter“ ist (Vorlesung Halbleiterbauelemente), dass Transistoren auch Gefühle haben können (Vorlesung Schaltungstechnik), dass man in 90 Minuten mehr als 15 Tafeln (Vorlesungen Mathematik I-III) vollschreiben und dabei sämtliche studentischen Wetten übertreffen kann, dass man bei nichtgewischter Tafel einfach mal mit blauer Kreide drüberschreiben kann, damit es beim nächsten Mal perfekt gewischt ist (Vorlesung Regelungstechnik), … Diese Liste ließe sich endlos fortsetzen.

Was gefällt dir besonders an deinem heutigen Job?
Ich habe das große Glück und empfinde das als eine Bereicherung, von meinem Arbeitgeber die nötigen Freiheiten, aber auch die Verantwortung für ein eigenständiges Handeln zu bekommen. Besondere Freude an meiner Arbeit bereitet mir eine wunderbare Kombination aus dem intensiven Kontakt zu unseren weltweit ansässigen Anwender*innen und deren täglichen Herausforderungen in der elektrischen Energieversorgung, der Verantwortung für das immer wichtiger werdende Fachgebiet der Dynamik und Transienten in elektrischen Netzen, sowie aus der angenehmen Vielfalt meiner Tätigkeit. Das spannende Aufgabengebiet beschränkt sich dabei nicht nur auf das Operative, sondern adressiert auch wichtige strategische Themen wie unsere Hochschulkooperationen.

Wo möchtest du beruflich noch hin oder was war bis jetzt ein absolutes berufliches Highlight?
In den kommenden Jahren möchte ich mich weiterhin fachlich vertiefen und erhoffe mir wertvolle Erfahrungen in dem spannenden Umfeld der elektrischen Energieversorgung zu sammeln. Die Herausforderungen unserer Zeit sind weltweit doch recht vielfältig und erfordern, nicht nur aufgrund der aktuell vorherrschenden Pandemie, neue Denkansätze und gute Ideen. Die Promotionszeit an der FAU Erlangen-Nürnberg, die aufgrund der enormen Freiheiten, intensiven Kontakt zu Studierenden, dem internationalen wissenschaftlichen Austausch und quasi als ein zweites Studium diente, ist sicherlich ein Highlight meiner bisherigen beruflichen Laufbahn. Verbunden mit der Studienzeit an der HsH, seit der mir die Vermittlung von fachlichen Inhalten schon immer sehr gefallen hat, kann ich mir durchaus gut vorstellen irgendwann in der Zukunft wieder in den Hochschulbetrieb zurückzukehren und dort meine Erfahrungen an die Nachfolger*innen weiterzugeben. Mit den Projektwochen der HsH kann ich meine aktuelle Tätigkeit bereits gut mit dieser Vorstellung verbinden. Im Rahmen von Workshops analysieren und diskutieren wir gemeinsam mit den Stuadierenden nicht nur Ergebnisse aus unserer Simulationssoftware, sondern auch den fachlichen Hintergrund aktueller Herausforderungen der elektrischen Energieversorgung.